Die Lesemuffel „am Schlawittchen“ gepackt
Bibliothekar liest bei Grundschülern – Wort und Phantasie spornen zum Lesen an
Schon wieder diese Deutsch-Hausaufgaben … Während manche Kinder Bücher regelrecht verschlingen, rümpfen die Lesemuffel buchstäblich die Nase bei allen ABC-Kombinationen. Dass nämlich hinter Wörtern und Sätzen großartige Geschichten und spannende Abenteuer stecken können, das muss ihnen erst einmal jemand beweisen. Kein Problem für Thomas Jablonski von der Kreis- und Stadtbibliothek Dingolfing. Mit einem Packen Bücher unter´m Arm spazierte er diese Woche in die Grundschule Simbach und wurde – man staune! – nur unter Protest wieder entlassen.
Witzig, kindgerecht, anschaulich und alles andere als schnöde und langweilig präsentierte der Bibliothekar Thomas Jablonski den Simbacher Grundschülern die Werke von Kinderbuchautoren. Je nach Jahrgangsstufe hat er sich besondere Häppchen aus dem großen Portfolio der Dingolfinger Bibliothek herausgepickt und dermaßen lustig vorgetragen, dass seine Lesung beinahe einem Theater glich. Doch genau das, und das betonte Jablonski immer wieder, kann jedes Buch bewirken, wenn man sich nur das Schauspiel neben den Zeilen in seinem Kopf zusammen spinnt.
Da kann es dann schon einmal zu einer großen Verwirrung kommen, weil drei Pilze nunmal so unglaublich schwierig auf zwei Lebewesen aufzuteilen sind. So geschieht´s nämlich in „Zwei für dich, einer für mich!“, einem Kinderbuch von Jörg Mühle, das Jablonski den ersten und zweiten Klassen vorgelesen hat. Da kann aber auch der sehr scheue Beutegreifer Wolf, der übrigens Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Opa unserer Hunde Zuhause ist, realitätsfremderweise als Oma- und Rotkäppchenfresser auftauchen. So stellt es nämlich Mario Ramos in seinem Buch „Der Wolf im Nachthemd“ vor. Freilich bekamen die jüngsten aller Schüler bei den Ausführungen dazu große Augen.
Ein müdes Gähnen mag Jablonski dafür hingegen von den „Großen“, nämlich den Dritt- und Viertklässlern geerntet haben können. Hat er aber nicht. Denn der Fachmann weiß wohl, welche Art von Literatur welchem Alter entspricht. Und so hat er sich für die Beinahe-Teenies und die stolzen Zehnjährigen natürlich knackigere Kinderbücher herausgesucht. Zum Beispiel das von der „schlimmen Miezi“ und das vom Fuchs, der Bücher frisst. Ja, tatsächlich frisst; Seite für Seite. Und weil er das macht, kommt er natürlich in Schwierigkeiten. Erst, weil er seine ganzen Möbel verkaufen muss, um sich immer neue Bücher leisten zu können, dann, weil er die Bücher in der Bibliothek verschlingt, weshalb er schließlich im Gefängnis landet. Hier hat der Fuchs jedoch eine Idee: Er schreibt selbst und wird damit kurzerhand vom gejagten Buchvertilger zum gefragten Buchautor.
Spannend, was?! Auf jeden Fall! Und das noch dazu, obwohl ganz schön lange und auch gar nicht immer so einfache Wörter in den Bücher vorkamen. Zum Beispiel „am Schlawittchen packen“. Dass man aber auch hier locker drüber lesen und dabei auch noch kudern kann, das brachte Thomas Jablonski den Kindern der Grundschule nahe; mit beachtlichem Erfolg. Sein Glück war es am Ende seiner Lesungen, dass er Buchgeschenke für die Kinder dabei hatte. Denn sonst hätten ihn die Jungen und Mädchen nach ihren Zugabe-Rufen wohl nicht mehr so leicht gehen lassen. Man darf vermuten, dass die ein oder andere Leseratte jeden ersten Dienstag im Monat fortan bei seinen Lesungen in der Dingolfinger Bibliothek erscheinen wird. Als nächster Termin hierfür ist der 12. März geplant.